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MS Diagnose 1

MS Diagnose

Aufgrund des sehr unterschiedlichen Erscheinungsbildes der MS ist sie nicht immer einfach und eindeutig zu diagnostizieren. Hier erzählen Betroffene von ersten Anzeichen und Symptomen sowie von der Diagnosestellung. Betroffene erlebten die Diagnosemitteilung immer wieder als traumatisierend. Wie diese gelingen, aber auch scheitern kann, wurde häufig von MS Betroffenen thematisiert.

Hier bekommen Sie einen Einblick in die persönlichen Erfahrungen der MS Betroffenen. Die hier verwendeten Namen sind erfundene Decknamen. Die kritische Begutachtung und Auswahl der Erfahrungsberichte erfolgten mit dem Ziel, ein möglichst breites Spektrum an Erfahrungen abzubilden. Diese sind sehr subjektiv. Damit sind alle Angaben der Interviewten ohne Gewähr auf Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität.

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MS Diagnose – Franziska Krahl, 36 Jahre alt

MS Diagnose seit 2001

Franziska bekam die Diagnose mit 18 Jahren. Ihr Wissen zu MS und was das bedeutet hatte sie aus einem Kinofilm, den sie ein paar Jahre zuvor gesehen hatte.

„Es ist schon sehr lange her. Mittlerweile achtzehn Jahre, von daher ist es tatsächlich gar nicht mehr so präsent, sage ich einmal. Es ist … natürlich erinnere ich mich, aber viele Sachen, glaube ich, auch verloren gegangen sind über die Zeit. Ist die Frage, wie viel habe ich davon vergessen, wie viel habe ich tatsächlich verdrängt. Es ist wahrscheinlich beides irgendwie mit dabei, aber das fing bei mir an, also ich ging damals noch zur Schule. Und war in den Ferien, wenn ich mich richtig erinnere, bei meiner Patentante in München und hatte da Kribbelgefühle im Bein, meiner Meinung nach linken Bein. Das ging nicht wieder weg. Das war da und das ging nicht wieder weg. Und irgendwann ging es wieder weg und dann kam es aber wieder nach kürzerer Zeit, waren vielleicht so ein, zwei Monate dazwischen, würde ich sagen, und dann kam es aber wieder und wie dann der Prozess war, wie wir zum Neurologen gekommen sind, das ist tatsächlich etwas, was ich nicht mehr so richtig weiß. Ich bin mir relativ sicher, dass ich nie bei einem Hausarzt war mit diesem Symptom. Wir hatten damals einen Heilpraktiker, bei dem ich war. Da gab es dann diese üblichen Vermutungen: Nerv eingeklemmt irgendetwas, aber was? Naja, wer uns dann letztendlich zum Neurologen geschickt hat, keine Ahnung. Weiß ich tatsächlich nicht mehr. Jedenfalls landeten wir dann aber beim Neurologen, der hat sich das alles angehört, hat mich ins MRT geschickt. Die Radiologen damals … da war etwas zu sehen, das haben sie gesagt, aber sie waren eigentlich der Meinung, dass es kein MS ist. Ich hatte damals unglaubliche Angst, dass ich Krebs habe, keine Ahnung, warum, weiß ich nicht mehr. Ich hatte von MS noch nie etwas gehört in dem Sinne. Also ich hatte etwas gehört, aber es ist mir in dem Moment … es nichts gewesen, was mir eingefallen wäre jetzt im Zusammenhang mit dieser Symptomatik, die ich hatte. Ich glaube, Krebs war das einzige, das ich kannte, was irgendwie schlimm war und deswegen fiel mir das ein. Das war es definitiv nicht, das haben sie sofort gesagt und sie haben eben bei MS gesagt, sie glauben, das ist es nicht. Dann sind wir eigentlich zurück zum Neurologen, der hat damals … ich weiß noch, dass wir da ankamen, es war relativ spät, es war ein Termin nach der Sprechzeit. Es hätte einen alles schon misstrauisch machen können, also aus heutiger Sicht, das würde mich definitiv misstrauisch machen, wenn ein Arzt diese Art Zeit für mich reserviert. Also genau, es war nach der Sprechzeit, nach der offiziellen. Ich war mit meiner Mutter da und der hat sich eigentlich uns gegenüber gesetzt und hat gesagt: Ich denke, es ist MS. Und war sich sehr sicher. Ich glaube, der war relativ alt, der hatte viel Erfahrung, der hat viele Bilder schon gesehen, viele Verläufe schon betreut und viele Diagnosen schon gestellt und der war sich eigentlich sehr sicher. Ich erinnere mich, dass ich in dem ersten Moment sehr … Ich hatte, glaube ich, einfach das Gefühl, mir passiert gerade etwas ganz schlimmes, ohne, dass ich hätte sagen können, was eigentlich. Ohne, dass ich konkrete Ängste gehabt hätte vor irgendetwas, was einem mit MS passiert. Ich wusste einfach nicht, was das ist letztendlich. Ja, und das war eigentlich die Diagnose. Der hat dann sofort angefangen, von Therapien zu sprechen oder von einer Therapie zu sprechen, von der er meinte, dass sie … dass er denken würde, dass sie für mich richtig ist. Und genau, er hat mich natürlich ins Krankenhaus geschickt für eine Lumbalpunktion, die wurde noch gemacht. Aber das war eigentlich nur noch pro forma. Das war in dem Moment schon so, dass die Diagnose stand und diese Lumbalpunktion war eigentlich nur, um sich abzusichern. So habe ich das damals empfunden. Ich hatte in dem Moment, wo ich ins Krankenhaus ging, schon das Gefühl, eine Diagnose zu haben und was dann … letztendlich hat sich das mit der Lumbalpunktion nur bestätigt, also wurde gemacht und dann habe ich mit dem Professor gesprochen und der hat eigentlich nur das bestätigt, was der Neurologe schon gesagt hat.

Der hat da relativ detailliert sofort darüber gesprochen und ich habe in diesem Moment, also das war wirklich kurz nach der Diagnose, also mit der Diagnose kamen gleich diese Informationen und ich habe das alles in dem Moment nicht so richtig abgespeichert. Ich habe es mir nicht so richtig mir gemerkt oder so. Ich glaube, ich habe damals einfach nur begriffen, dass man eine Therapie macht, um die Krankheit zu verlangsamen, dass man sie aber nicht heilen kann. Das war, glaube ich, für mich in dem Moment die entscheidende Information.

Ja, also witziger Weise, oder was heißt witziger Weise, aber ich hatte zwei Jahre vorher ein Kinofilm gesehen über Jacqueline du Pré. Ich hatte zwei Jahre vorher diesen Kinofilm gesehen und das war … es ist ein ziemlich grausiger Verlauf, den die hatte, grausiger MS-Verlauf. Es war eine große Künstlerin und dann eben diese Krankheit. Dann konnte sie nicht mehr Cello spielen und so weiter. Das war in dem Film natürlich auch alles ultra dramatisch aufbereitet und erzählt und ich habe mir natürlich diesen Film irgendwie gemerkt, aber erst … es war nicht sofort, dass ich sagte: Ach, Wahnsinn, jetzt habe ich das, was die in dem Film hatte. Sondern das kam erst so mit der Zeit, dass mir klar wurde, ja, da war ja dieser Film und die hatte das und der ging es dann wirklich sehr schlecht und so weiter. Das war eigentlich das, was ich von MS wusste, war tatsächlich dieser, muss man sagen, leicht grauenvolle Film. Das war das, was ich als Referenz hatte dann letztendlich.“

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MS Diagnose - Franziska Krahl, 36 Jahre alt
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