Rehabilitations-, komplementäre und alternative Verfahren
Eine Rehabilitation soll einen Menschen nach akuten Beschwerden oder im Verlauf einer chronischen Erkrankung, sowohl sozial als auch beruflich wiedereingliedern. Dabei sind die Ziele, die funktionelle Leistungsfähigkeit zu verbessern, die Selbstständigkeit zu fördern, die Betroffenen in Familie, Beruf und sozialem Umfeld wieder einzubinden, die Pflegebedürftigkeit zu verringern und mögliche Folgeschäden bestehender Symptome vorzubeugen oder zu behandeln.
Alternative und komplementäre Verfahren sind Behandlungsmethoden, die es neben medikamentösen Therapien oder wissenschaftlich begründeten Methoden gibt. Diese Verfahren sind zumeist nicht wissenschaftlich untersucht oder nachgewiesen.
Hier bekommen Sie einen Einblick in die persönlichen Erfahrungen der MS Betroffenen. Die hier verwendeten Namen sind erfundene Decknamen. Die kritische Begutachtung und Auswahl der Erfahrungsberichte erfolgten mit dem Ziel, ein möglichst breites Spektrum an Erfahrungen abzubilden. Diese sind sehr subjektiv. Damit sind alle Angaben der Interviewten ohne Gewähr auf Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität.
Entscheidung für oder gegen einen Rehabilitationsaufenthalt
Die MS Betroffenen erzählen, wie sie ihre Entscheidung für oder gegen eine Rehabilitation getroffen haben und welche anderen Faktoren dabei eine Rolle gespielt haben.
MS Diagnose seit 2010
Bei Annalena wurde die Entscheidung für einen Rehabilitationsaufenthalt vom Krankenhaus getroffen und es wurde für sie ein freier Platz in einer Rehaklinik gesucht.
„Ja, ich war direkt nach meinem vier monatigen Krankenhausaufenthalt bin ich zur Reha gekommen. Das wurde direkt im Krankenhaus sozusagen entschieden. Also vom Krankenhaus haben die mir da einen Platz gesucht und da bin ich direkt nach dem Krankenhausaufenthalt in die Reha gekommen. Das war hier in Bad Segeberg, das ist nicht weit weg. Da konnte ich die auch Kinder mitnehmen, das war toll. Ich habe dann eben auch nach vier Monaten meine Tochter wiedergehabt, das war schon eine ganz große Umstellung. Da waren wir auch gleich eine Woche isoliert auf dem Zimmer, weil die den Novo Virus mitgebracht hatten. Also von Null auf Hundert gleich wieder. Dass wir erst mal eine Zeit hatten uns wieder aneinander zu gewöhnen.“
Rehabilitationsverfahren
Bei Multipler Sklerose zählen zu den Rehabilitationsverfahren vorrangig die Physiotherapie und Krankengymnastik, Ergotherapie, Logopädie und weitere Verfahren. Diese können ambulant oder stationär bei einem Rehabilitationsaufenthalt angewandt werden.
MS Diagnose seit 2011
Klara Hensche hatte am Anfang bei der Ergotherapie gelernt im Alltag besser mit dem Rollstuhl zurecht zu kommen.
„Und Ergotherapie habe ich in der Klinik, zuerst mal die Ergotherapie für den Alltag bekommen. Also wie man im Rollstuhl besser zurechtkommt. Wie man im Rollstuhl eine Waschmaschine ausräumt, Wäsche aufhängt, Essen kocht, so was alles.
Aber heute betrifft die Ergotherapie vor allen Dinge meine Arme und Hände. Ich habe ziemlich schlimme Hände inzwischen bekommen. Leicht gelähmt und ich habe einen starken Interaktionstremor. Ich kann mir oft noch nicht Mal alleine ein Butterbrot schmieren. Das ist nicht so lustig. Mein Pfleger steht oft hinter mir und sagt dann, soll ich warten bis du das Brot ermordet hast oder gibst du mir das. Ja, irgendwie geht es dann schon. Es nervt einen auch, aber es geht. Solche Sachen lernt man auch in der Ergotherapie. Aber bei mir geht es jetzt in der Behandlung wirklich vor allen Dingen um Lösen und Lockern, weil die Krampferei. Das ist einfach bei mir inzwischen das größte Problem.“
Rehabilitationsaufenthalt und seine Auswirkungen
Viele MS Betroffene empfinden den Kontakt zu anderen Betroffenen im Rahmen der Rehabilitation als besonders positiv. Außerdem haben viele das Gefühl, die gewonnen Erfahrungen in der Rehabilitationseinrichtung im Alltag nutzen zu können.
MS Diagnose seit 1993
Vivien hat durch die medizinische Reha das Laufen wiedererlangen können.
„Ich war 2007 völlig eingeschränkt mit dem Gehen. Ich saß einen Monat im Rollstuhl, weil fortbewegen war für mich schwierig. Mit der Einnahme von Tysabri Oktober, November, Dezember ging es dann langsam immer weiter bergauf und ich war dann im Jahr darauf, Anfang 2008, in der medizinischen Reha in Bad Segeberg und ja, da wurde halt weiter therapiert mit Sportanwendungen und so weiter und so fort und ich habe das Gehen wirklich wieder vollständig zurück bekommen.
Ich bin dann wieder zurück nach Hamburg, habe mit meinem Neurologen gesprochen und habe dann eine teilstationäre Reha hier in Hamburg gemacht und wunderbar. Also mir ging es auch nach gewisser Zeit immer besser und klar musste ich trainieren, meine Gehstrecke wieder zu erweitern, und das war nicht leicht. Ich bin dann nachher auf Krücken gelaufen, weil ich mir keinen Gehstock verschreiben lassen wollte, und habe dann so Krücken zu Hause gehabt und habe die dann verwendet. Und mein Lebensgefährte ist jeden Tag mit mir gegangen nach der Arbeit. Also er hat sich dann die Zeit genommen.“
Komplementäre und alternative Therapien
Einige MS Betroffene entschieden sich für eine komplementäre und alternative Therapie, weil sie die klassische Schulmedizin gänzlich vermeiden wollten. Für andere waren die komplementären und alternativen Therapien eine Ergänzung zu den Immuntherapien.
MS Diagnose seit 2016
Durch der Einnahme von Rebif hatte Herr 33 viele Nebenwirkungen wie Schüttelfrost während der Nacht und Kopfschmerzen. Die Nebenwirkungen hat er durch Cannabis etwas in den Griff bekommen.
„Denn muss jeder Mensch sich selber die Frage stellen, nimmt man Schmerztabletten oder steigt man auf biologische, in der Grauzone befindliche Sachen um. Und, mir hat das Kiffen sehr geholfen dabei. Aber auch da muss man halt … Also ich bin in dem Vorteil, dass es in Berlin die freie Auswahl gibt. Und das Material im Gras ist hier gut, wenn man weiß wo man sich hinwenden muss. Wenn man weiß welchen Stamm man braucht, dann ist das auch gut. Aber das erfordert sehr viel hinterher recherchieren. Und für mich war es wichtig, dass ich davon müde werde. Dass ich davon sofort schlafen kann, weil ich diesen Schüttelfrost im Schlaf nicht spüren möchte, sondern ich will durchschlafen. Aber der Schlaf ist trotzdem nicht sehr erholsam. Man schläft zwar sehr sehr tief, aber er ist trotzdem nicht erholsam. Das heißt, am nächsten Morgen hat man es trotzdem noch in den Knochen.“